Anna Vilenskaya. Europatournee 2025 vom 17. Oktober 2025 bis 1. November 2025

Anna Vilenskaya ist Musikwissenschaftlerin, Dozentin und Forscherin für zeitgenössische Musik. Sie hat den Ansatz des Geschichtenerzählens über Musik in Richtung Visualisierung, Einfachheit, Emotionalität und praktischen Nutzen für den Hörerverändert .

Avantgarde: Was war das?
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschlossen die Komponisten, ihre Herangehensweise an die Musik radikal zu ändern - und gaben sie dann fast alle wieder auf. Warum eigentlich? Haben sich die avantgardistischen Strategien erschöpft? Versuchen wir, die verschiedenen Richtungen zusammenzuführen und herauszufinden, ob es heute möglich ist, Avantgarde-Musik zu komponieren. Wir werden über extreme Experimente, über den Niedergang und das Ausbrennen der Avantgarde als Bewegung sprechen und uns an Schlüsselfiguren und Stile erinnern. Und gleichzeitig werden wir darüber nachdenken, warum "Avantgarde" heute eher nach einem historischen Begriff als nach einer lebendigen Praxis klingt.

Wie Musik klassisch wurde
Warum hat " klassisch" aufgehört, nur Musik zu sein, und ist zur Hochkultur geworden? Woher kommt überhaupt der Begriff "klassische Musik"? Warum wurden für Sinfonien spezielle Säle gebaut, und warum klangen Namen wie "Beethoven" fast wie die Nachnamen von Aposteln? Wenn wir unseren Sinn für Ehrfurcht überdenken, verschwindet vielleicht die gläserne Trennwand zwischen dem ungeübten Zuhörer und der "hohen" Kultur, und die Menschheit profitiert davon. Oder gibt es vielleicht Gründe, die Dinge so zu belassen, wie sie sind?

KI und Musik: Entwicklung von 2014 bis 2025
KI hat Komponisten bereits ersetzt - aber wie genau ist das passiert? Zeichnen wir den Weg von den ersten generativen Modellen bis zu den heutigen künstlichen Komponisten nach. Wir sehen, welche Fehler die KI in der Musik gemacht hat und wie Programmierer sie korrigiert haben. Wir werden verstehen, wie Maschinen lernen, Musik zu schreiben, welche Algorithmen dahinter stecken und warum verschiedene Modelle unterschiedlich "denken". Und im Finale werden wir versuchen zu erraten, wer das Fragment geschrieben hat - ein Mensch oder eine KI.

Jazz: Akkorde, Rhythmen, Form - Rezept und Geschichte
Jazz ist eine virtuose Musik, die eng mit dem Körper und afrikanischen Traditionen verbunden ist. Sie ist ein romantischer Bereich, der von einem Schleier aus Geheimnis und Komplexität umhüllt ist. Kein Wunder, dass so viele Leute sagen: "Ich weiß nichts darüber". Speziell für solche Leute wollen wir das Ganze einmal durchgehen: was ein Musiker auf der Bühne macht, was die Unterschiede zwischen den Jazzstilen sind und warum Jazz viel näher ist, als es scheint.

Hintergrundmusik
"Hintergrundmusik" ist ein sehr neues Konzept. Erst das 20. Jahrhundert konnte es sich leisten, und anfangs hatten die Komponisten sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie man es komponieren sollte. Lassen Sie uns darüber sprechen, wie unser Gehirn Hintergrundmusik wahrnimmt, wie Brian Eno Flugpassagiere bei Flugangst mit Ambient beruhigt, wer Musik für Aufzüge geschrieben hat und wie Melodien, die in Warteschleifen von Telefonleitungen gespielt werden, komponiert werden. Schließlich ist es die Hintergrundmusik, die einer Epoche ihren Stempel aufdrückt, wie Frutiger oder Retrowellenmusik. Nehmen wir die Hintergrundmusik ernst und finden wir die Schönheit in ihr.

Frauen in der Musik: von Hildegarde bis Taylor Swift
Versuchen wir herauszufinden, ob Tschernigowskaja und andere wirklich Recht haben, wenn sie sagen, dass wir keine neuen weiblichen "Mozarts" haben. Verfolgen wir die Geschichte der Komponistinnen vom Mittelalter (Hildegard von Bingen) bis zur Gegenwart (Galina Ustwolskaja, Taylor Swift). Wir werden darüber sprechen, was es bedeutete, in der Musikwelt der verschiedenen Epochen eine Frau zu sein. Vergleichen wir die Musik von Frauen mit den Kompositionen männlicher Zeitgenossen und fragen wir ehrlich: War es gute Musik? Und gleichzeitig suchen wir nach Gemeinsamkeiten in ihren Biografien.

Time to Love Stravinsky
Es gibt eine verbreitete Meinung unter Musikern. Sie lautet: Das zwanzigste Jahrhundert begann nicht 1900, sondern 1913, als man Strawinskys Ballett "Heiliger Frühling" hörte. Strawinsky war ein russischer Emigrant, ein musikalischer Trendsetter und ein epathetischer Intellektueller. Aber das Wichtigste ist, dass seine Musik im Alltag gehört werden kann und man Energie aus ihr schöpfen kann, wenn man versteht, wie sie gemacht wird. In dieser Vorlesung werden wir den Rhythmus, die Akkorde und die Grafik von Strawinskys Partituren analysieren, um zu sehen, wie seine Musik gemacht wird und wie wir sie in unser Leben integrieren können.

Die Physik der Musik, oder warum es sieben Töne gibt
Warum gibt es genau sieben Töne - und sind es nur die Europäer? Gibt es etwas, das für alle Menschen objektiv angenehm oder unangenehm an Musik ist? Tauchen wir ein in die Geschichte der Temperierung und finden wir heraus, wie sich die Menschen seit Jahrhunderten darüber streiten, wie das Cembalo zu stimmen ist, warum Klarinette und Waldhorn nicht das gleiche A haben wie andere Instrumente und warum Klaviere unterschiedlich gestimmt sind. Und was hat das Holz damit zu tun? Lassen Sie uns über Musik als Physik, das Stimmen als Drama und Klang als kulturelles Mysterium sprechen.